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Die Elektroklassen der 12. Jahrgangsstufe beschäftigen sich derzeit mit dem Thema Beleuchtungstechnik und ergründen dabei den Nutzen und die richtige Verwendung von Beleuchtung. Doch um diesen Themenkomplex auch eine zusätzliche Note zu verleihen, gehört ein Blick über den Tellerrand dazu. So durften die Schülerinnen und Schüler der ET12A und ET12B einen Vortrag zum Thema Lichtverschmutzung von Manuel Philipp folgen.

Landschaft mit Kunstlicht in der Dunkelheit
Die Lichtverschmutzung nimmt überall auf der Welt immer mehr zu, da nachts immer mehr Kunstlicht leuchtet.

Manuel Philipp ist Physiker und beschäftigt sich beruflich intensiv mit Astronomie. Am Chiemsee und vor allem auf der Winklmoosalm bietet er seit 2017 regelmäßig professionelle Sternführungen an. Das Gebiet dort in den Alpen hat er 2018 zum international anerkannten Sternenpark und damit zu einem offiziellen Lichtschutzgebiet zertifizieren lassen, nachdem er dort sehr viel Beleuchtung Sternenpark-konform umgerüstet hat. Weil aber nicht nur dort auf der Alm, sondern überall die Kunstlichtnutzung und mit ihr die Himmelsaufhellung dramatisch zunimmt, hat er sich zugleich zur Aufgabe gemacht, gegen diese Lichtverschmutzung anzugehen.

Er gründete die Organisation Paten der Nacht (www.paten-der-nacht.de) und setzt sich mit mittlerweile über 60 Gleichgesinnten gegen die übermäßige Lichtnutzung ein. Diese lässt nicht nur den Sternehimmel verschwinden, sondern schadet auch Umwelt, Mensch und Natur umfangreich. Seine Expertise zu dem Thema und die viele Erfahrung brachte er zu uns mit ins Klassenzimmer.

Anhand von Satellitenbildern zeigte Herr Philipp die negative Entwicklung bei der Überbeleuchtung unserer Freiflächen auf. Innerhalb von 18 Jahren hat sich die Weltkarte deutlich erhellt. Aktuelle Zahl: Etwa 10% nimmt die Himmelshelligkeit pro Jahr mittlerweile zu.

Doch woran liegt das? Das macht Herr Philipp an verschiedenen Punkten fest. Licht ist seit seiner Erfindung um den Faktor 6000 günstiger geworden und die Effizienz (d.h. wie viel Licht bekommen wir aus einem Watt Leistung) ist ebenfalls enorm angestiegen (Faktor 1300). So gehen die Menschen und vor allem Kommunen sorglos mit Licht um und beleuchten sehr häufig am Bedarf vorbei. Das liegt auch daran, dass aktuell gültige Gesetze und Normen nur Mindest-Grenzwerte und keine Maximal-Grenzwerte festlegen. Als Rechenbeispiel führt er an, dass es unter einer Straßenlaterne i.d.R. mindestens 75 mal heller als unter dem normalem Vollmond ist. Tendenz steigend.

Welche Folgen hat denn die Lichtverschmutzung? Klar der Sternenhimmel ist nicht mehr zusehen. Aber darüber hinaus gibt es viele andere Effekte

  • Schlechterer Schlaf für Menschen
  • Störung der Umwelt z.B. Bäume werfen ihre Blätter nicht mehr rechtzeitig ab
  • Mehrere hundert-Milliarden Insekten (vor allem Nachtfalter) sterben durch Dauerumkreisung

Welche Folgen ein massenhaftes Insektensterben hat, hat Herr Philipp ebenfalls erläutert. Der Rückgang der Insekten fördert das Artensterben, da die Insekten nicht mehr als Futter zur Verfügung stehen. Auch uns Menschen betrifft das, da durch die Insektenbestäubung unsere Nahrungsmittelproduktion in Gefahr ist.

Doch was kann man dagegen tun? Anhand eines anschaulichen Lichtbeispiels zeigte Herr Philipp eindrucksvoll auf, wie sich die Lichtstreuung nach außen durch einfache Methoden verringern lässt. So strahlt zum Beispiel eine LED mit flachem Schutzglas nur Licht nach unten aus, wobei eine übliche Birnenform eine enorme Lichtstreuung hat und damit auch Blendung hervorruft. Zudem ist die LED mit flachem Schutzglas auch noch energiesparender. Deutlicher wurden diese Punkte noch einmal mit handelsüblichen Strahlern. Nach unten gerichtet verteilt sich das Licht schön am Boden und es gibt keine Blendung. Als der gekippte Strahler anging, stöhnten die Schülerinnen und Schüler allerdings wegen der massiven Blendung auf. Zudem kann man auch wieder beträchtliche Mengen an Energie sparen.

Weitere Effekte, die die Lichtverschmutzung verringern würden, machte Herr Philipp zudem deutlich:

  • Montagehöhe der Leuchten (je niedriger, desto besser)
  • Intensität (je weniger, desto besser)
  • Lichtfarbe (je wärmer, desto besser)
  • Dauer (je kürzer das Licht an ist, desto besser)
  • Notwendigkeit (je weniger Licht, desto besser)

Bei unseren Elektrikern reifte dabei die Erkenntnis, dass ihr Tun im täglichen Arbeitsleben, wesentliche Auswirkungen auf Sie selbst und ihre Umwelt hat.

„Mir war das so nicht bewusst.“ meinten gleich mehrere Schüler. „Der Vortrag war interessant.“ fanden überwiegend alle befragten Schüler. „Es ist schon enorm wie viele Insekten wegen der Beleuchtung sterben.“ merkte ein Schüler an.

„…, aber wie kann ich das als Auszubildender denn umsetzen? Das müssten ja eigentlich die Chefs machen.“ Fragte ein Schüler. Doch genau dieses Wissen können die Schülerinnen und Schüler nun aktiv einbringen und an ihre Chefs herantragen und so einen wichtigen Beitrag zur Begrenzung der Lichtverschmutzung beitragen.

Fazit: Ein wichtiger Blick über den Tellerrand, der gezeigt hat, dass man mit einfachen Mitteln etwas gegen Lichtverschmutzung unternehmen kann. In jedem Fall wiederholenswert!